Wie können wir jungen Menschen die Kompetenzen vermitteln, die sie für ein selbstbestimmtes Leben in einer komplexen Welt benötigen? Diese Frage stand im Zentrum des Kongresses 2024, der unter dem Motto „Ökonomische Bildung konkret: Innovativ – nachhaltig – zukunftsfähig“ am 1. Oktober 2024 in Berlin stattfand. Veranstaltet vom Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB), bot der Kongress eine Plattform für Diskussionen über die Bedeutung von Wirtschafts- und Finanzbildung und deren Rolle für Chancengerechtigkeit und Demokratie.
Die Dringlichkeit Ökonomischer Bildung
Verena von Hugo, Vorstandsvorsitzende des BÖB, unterstrich in ihrer Eröffnungsrede die wachsende Relevanz von Ökonomischer Bildung angesichts aktueller Herausforderungen wie wirtschaftlicher Unsicherheit, gesellschaftlicher Spaltung und einem reformbedürftigen Bildungssystem.
Welche strukturellen Veränderungen sind notwendig, um die Ökonomische Bildung nachhaltig zu stärken? Diese Frage beleuchteten unter anderem Prof. Dr. Carmela Aprea, Direktorin des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE) und Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim, sowie Univ. Prof. Dr. Bettina Fuhrmann von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Auch Jürgen Böhm, Bildungsstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt, brachte seine Perspektive ein.
Praxisbeispiele: Erfolgsgeschichten aus den Schulen
Konkrete Ansätze für die Integration Ökonomischer Bildung in den Schulalltag präsentierten engagierte Lehrkräfte wie Dr. Jean-Marie Schwarzkopf vom Gymnasium Eppendorf, Träger des Deutschen Lehrkräftepreises 2023. Er stellte die „Börsenclub AG“ vor, eine Initiative, die Schülerinnen und Schülern finanzielle Grundkenntnisse vermittelt und sie befähigt, verantwortungsvoll mit Geld und Investitionen umzugehen.
Weitere Impulse kamen von Janosch Schierke (Vorsitzender des Verbands ökonomische Bildung an allgemeinen Schulen e.V. (VÖBAS) und Lehrer am Herbartgymnasium Oldenburg) und Johannes Heuser, Fachreferent für die Fächer WBS / Wirtschaft an allg. bildenden Gymnasien am Regierungspräsidium Tübingen, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg. Sie zeigten, wie Wirtschaft und Finanzen im Unterricht nicht nur theoretisch, sondern auch lebensnah und spannend vermittelt werden können.
Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, brachte die Perspektive der jungen Generation ein und forderte eine entschlossenere Unterstützung durch die Politik: „Bildung ist Zukunft. Gute Bildungspolitik ist die effektivste Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik. Dazu brauchen Schülerinnen und Schüler Fachwissen und Kompetenzen im Bereich Wirtschaft und Finanzen, um sowohl individuelle Mündigkeit und gesellschaftliche Teilhabe als auch lebenslange Chancengleichheit zu sichern.“
Fazit: Ein Weckruf für Politik und Gesellschaft
Der BÖB-Kongress 2024 machte deutlich, dass Ökonomische Bildung mehr ist als nur Wissensvermittlung. Sie ist ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Um die Potenziale junger Menschen voll auszuschöpfen und sie für die Herausforderungen der modernen Welt zu wappnen, bedarf es eines entschlossenen politischen Willens, funktionierender Stellschrauben und einer besseren Verzahnung von Theorie und Praxis.
Es liegt an den Bildungsverantwortlichen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Ökonomische Bildung in allen Schulformen Einzug hält und zu einem festen Bestandteil der Allgemeinbildung wird. Nur so lassen sich Chancengerechtigkeit, sozialer Zusammenhalt und die Stärkung der Demokratie nachhaltig voranbringen.
Bild: Verena von Hugo, Prof. Dr. Dirk Loerwald, Bildnachweis: © Jens Schicke für BÖB